Fotografisch ist ja ein Termin, der unter freiem Himmel stattfindet und dann prompt mit beginnendem Regen konfrontiert ist, geradezu ein optischer „Leckerbissen“. Zuerst der ungläubige Blick, wenn erste Tropfen fallen - dann das Verteilen der Pelerinen, das Aufspannen der mitgebrachten Schirme, schließlich noch die Unschlüssigkeit, sitzen zu bleiben oder ins Trockene zu fliehen . . .
Hochinteressant ist allerdings, was hier in Baden geboten wurde: Am Josefsplatz fand im Rahmen des alljährlichen Fotofestivals La Gacilly-Baden Photo eine Podiums-Veranstaltung statt, die ihresgleichen sucht. Fotograf, Verleger und Ausstellungsdirektor Lois Lammerhuber, der Konzept und Design der Ausstellung erarbeitet und auch einige Fotos beigetragen hat, und Badens Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli baten als Gastgeber zwei hochkarätige Wissenschafter aufs Podium:
Jochen Schenk, Hochenergiephysiker der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, und Manfred Krammer, Abteilungsleiter für Experimentalphysik bei CERN (Europäische Organisation für Kernforschung) in Genf. Sie sollten uns erläutern, was es mit dem berühmten Teilchenbeschleuniger von CERN in Genf auf sich hat.
Die schnell mit Regenschutz versorgte und halbwegs bequem sitzende Masse der Besucher harrte jedenfalls bis zum Ende um 22 Uhr aus. Auch Fragen wurden natürlich von beiden Experten rasch beantwortet – und die den Badener Josefsplatz umrandenden 20 Lichtstelen mit 40 Bildern ergänzen alle Erläuterungen vorbildlich.
In der Diskussion wiesen beide Wissenschafter auf den Umstand hin, dass neue Erkenntnisse immer ein Vielfaches an abermaligen Prozessen bedingen, dass dies eben den Sinn der Wissenschaft ausmacht - und dass so die Experimente niemals enden können.
Fotos; Gerhard Sokol (ausgenommen die LHC-FCC Grafik)
Mit einem Umfang von 27 Kilometern ist der LHC (Large Hadron Collider) der größte Teilchenbeschleuniger der Welt. Für 2040 ist ein neuer Future Circular Collider (FCC) mit einem Umfang von 100 Kilometern und bis zu 400 Metern tief in der Erde rund um Genf in Planung, siehe BIld. Ein gesamteuropäisches Unterfangen! Damit werden Messungen von höchster Genauigkeit möglich, um alle bekannten Teilchen des Standardmodells bis ins Detail zu untersuchen.
Nur als ein Beispiel sei hier erwähnt, dass die am CERN arbeitende Community von Wissenschafter:innen auch die Materie-Antimaterie-Grundlagen aller bildgebenden Verfahren der Medizin (MRI und MRT) entdeckte und dass den beiden Wissenschaftern Englert und Higgs der Nobelpreis 2013 für Physik zuerkannt wurde. Am CERN arbeiten Tausende Menschen; diese aber mehrheitlich in der ganzen Welt verstreut.
Die hier vorgestellte Wanderausstellung „The Code of the Universe“, bleibt nur noch bis 1.8.2025 am Josefsplatz, geht dann nach Liverpool, kommt aber wieder zurück nach Baden vom 25.9. bis 27.10.2025.